Studienwettbewerb Preisträger

9 8  Wachstum in Kooperation Anlass für und Erkenntnisse aus dem NRW.BANK.Studierendenwettbewerb
 Mit dem Studierendenwettbewerb waren die Teilnehmer dazu eingeladen, Visionen, Bilder, Lösungsansätze und mögliche Szenarien für Nordrhein-Westfalen zu entwickeln, die eine ergebnisoffene Fachdebatte zu der Fragestellung ermöglichen, wie die Wohn- raumversorgung in wachsenden Regionen auch abseits der Kernstädte gelöst werden kann. Für die NRW.BANK, das urbanLab der Hochschule OWL und das Institut für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft der Universität Leipzig hat die Durchführung und Auswertung des Studierendenwettbewerbs vielfältige Lösungsansätze für neue Wohn­ angebote im Umland zutage gefördert. Diese sind in der Lage, Impulse für die Diskussion um zukünftige Flächenausweisungen – nicht nur in den bearbeiteten Plangebieten – zu unterstützen. Zu dem studentischen Ideenwettbewerb „Wachstum in Kooperation“ waren über 300 Studierende der Fachrichtungen Stadtplanung, Raumplanung, Architektur und Land- schaftsarchitektur aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden eingeladen. Sie sollten einen strategischen Quartiersentwurf entwickeln, der das Plangebiet mit der Region und der Umgebung sinnvoll verknüpft und ein resilientes und innovatives Konzept für zukünftige Flächenausweisungen aufzeigt. Im Kern ging es dabei um folgende Fragen: Wie sehen attraktive Quartiere in den Umlandgemeinden von Kernstädten aus, die in der Lage sind, die Anforderungen von Haushalten zu erfüllen, die eigent- lich urban wohnen wollen? Welche Wohnraumangebote müssen solche Quartiere im Unterschied zum klassischen, vermeintlich marktkonformen Einfamilienhaus bereithalten? Wie kann eine Vernetzung dieser Quartiere mit der Kommune und der Kernstadt sichergestellt werden, die die Abhängigkeit vom Auto verringert? Darüber hinaus hat die Auslobung auf die unterschiedlichen Anforderungen in den Regionen Nordrhein-Westfalens Rücksicht genommen. Drei Wettbewerbsregionen standen stell- vertretend für die unterschiedlichen Wachstumstypen: die Region Düsseldorf für den Typ „stark wachsende, stark verdichtete Agglomeration“, die Region Münster für den Typ einer stabilen und prosperierenden Kernstadt in einem ländlich geprägten Umfeld sowie die Region Bielefeld stellvertretend für eine Regiopole mit mehreren städtischen Wachs- tumskernen. Jede Region stellte den Studierenden zwei Wettbewerbsgebiete im Umland zur Auswahl, sodass im Herbst 2017 drei hochkarätig besetzte regionale Preisgerichts­ sitzungen mit insgesamt 34 Preisrichtern notwendig waren, um aus den 69 eingereichten Arbeiten, die seitens der Lehrgebiete vorausgewählt wurden, die 17 besten Arbeiten der 6 Wettbewerbsgebiete zu küren. Fachbeitrag Fachbeitrag Im Ergebnis sind wertvolle Ideenpläne von jungen angehenden Architekten und Planern entstanden, die neue Impulse für die Diskussion um zukünftige Quartiersentwicklungen in den Umlandgemeinden wachsender Städte geben. Die Konzepte und inspirierenden Bilder junger Menschen, die mit ihren Wertvorstellungen bezüglich Lebensstil, Fort­ bewegung und Kommunikation neue Wege gehen, können den Diskurs um das immer drängendere Problem der Wohnraumversorgung unterstützen und bereichern. Die studentischen Arbeiten offenbaren eine ganze Reihe wichtiger Thesen, die für hochwertige Quartiersentwicklungen im Umland der Kernstädte essenziell zu sein scheinen. Sie werden im Folgenden dargestellt. 1. Nutzungsdichte ist die neue Form der Dichte Der Vortrag Edgar Salins mit dem Thema „Urbanität und das aufkommende Problem­ bewusstsein der neuen Großwohnsiedlungen“ führte in den 1960er- und 1970er-Jahren zu dem Leitbild „Urbanität durch Dichte“ und verengte damit den weitaus umfassenderen Urbanitätsbegriff Edgar Salins auf das rein Technische. Bis heute assoziieren nicht wenige eine städtebauliche Dichte mit Urbanität, auch wenn das ohne Zweifel nicht gleichzusetzen ist. Das Thema „Urbanität“ beschäftigt deswegen auch im Studierendenwettbewerb nahe- zu alle Verfasser. Auf der Suche nach geeigneten Lösungen und einer angemessenen baulichen Dichte sind einige Arbeiten (siehe „Bahnhofshügel Altenberge“, Seite 46, und „Telgte+“, Seite 54) dazu geeignet, den Unterschied zwischen einer baulichen Dichte und einer Nutzungsdichte zu verdeutlichen. Sie zeigen Quartiersentwicklungen, die Angebote des täglichen Bedarfs bereithalten, ohne dafür hochverdichtete städtische Strukturen bemühen zu müssen. Auf diese Weise bleibt die Landschaft als wesentlicher Vorteil des Wohnens auf dem Land weitestgehend erhalten, während zukünftige Bewohner – im Gegen- satz zur klassischen Einfamilienhaussiedlung – auf ein attraktives Wohnumfeld mit diversen Angeboten in fußläufiger Erreichbarkeit hoffen können. Um die Vorzüge um­ liegender Landschaften zu nutzen, greifen nahezu alle Arbeiten in Telgte und einige aus Meerbusch auf das Hofprinzip zurück. Diese Anordnungsform entpuppt sich nicht nur als vorteilhaft, um Begegnungen zu erzeugen, sondern suggeriert auch eine gefühlte Dichte, die es erlaubt, Urbanität zu erzeugen. Mit der städtebaulichen Form des Hofs ist der Ansatz, Nachbarschaften und Gemeinschaften zu fördern, wie mit keiner anderen Anord- nungsform möglich (siehe „Telgte+“, Seite 54). In der Folge entsteht eine punktuelle Dichte von Menschen und Nutzungen im öffentlichen Raum und in den angrenzenden Einrichtungen des täglichen Bedarfs, nicht aber durch das Volumen etwaiger Geschoss- wohnungsbauten. Der Wunsch, urban zu wohnen, ist deshalb nicht gleichzusetzen mit dem Wunsch, (groß-) städtisch zu wohnen. Das zeigt sich auch an den Nutzungsmöglichkeiten des Freiraums. Denn Landschaft und insbesondere Landwirtschaft kann zwar den oft herbeigesehnten Ausblick in die Natur bieten, aber nicht die vielfältigen Angebote eines Parks mit Spiel, Sport und Erholungsangeboten ersetzen (siehe „Rural U“, Seite 66). Das vermeintliche Prof. Oliver Hall Sprecher urbanLab, Hochschule Ostwestfalen-Lippe MSc. Marcel Cardinali Koordination urbanLab, Hochschule Ostwestfalen-Lippe

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