Studienwettbewerb Preisträger

7 6  Wettbewerbsanlass Nordrhein-Westfalen wächst: Das Land gewinnt aufgrund der anhaltenden Binnen­ wanderung sowie des Zuzugs aus dem Ausland wieder an Einwohnern. Das Wachstum konzentriert sich insbesondere auf die wirtschaftsstarken Großstädte des Landes und sorgt dort für spürbare Engpässe auf den Wohnungsmärkten. Dieser Druck wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen: Einer gemeinsamen Modell­ rechnung des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW und der NRW.BANK zufolge werden bis zum Ende des Jahres 2020 rund 400.000 zusätzliche Wohnungen in NRW benötigt. Allein durch Nachverdichtung und Nutzung bestehender Baulandreserven in den Groß- städten wird diese Größenordnung nicht erreicht werden können. Eine Möglichkeit, mehr Wohnraum zu schaffen, könnte die Entwicklung neuer Stadtquartiere sein, jedoch nicht nur in den Großstädten selbst, sondern auch in den angrenzenden Nachbarkommunen. Die Ausweisung weiterer monofunktionaler Einfamilienhausgebiete im Umland ist dabei allerdings nicht die Lösung. Im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung muss es viel- mehr Ziel sein, lebendige Quartiere mit urbanen Qualitäten zu schaffen, die sich gleich- wohl in bestehende Siedlungsstrukturen integrieren. Eine höhere bauliche Dichte auf diesen neu in Anspruch genommenen Flächen trägt auch dem Ziel der Bundesregierung Rechnung, sparsamer mit Grund und Boden umzugehen. Dabei muss sich die Debatte um neue Stadtquartiere von den Bildern wenig gelungener Neubaustadtteile vor allem aus den 1970er-Jahren lösen. Erprobte städtebauliche Qualitäten und gut gebaute Quartiere können als Orientierung dienen. Konkret geht es darum, eine angemessene Urbanität und Durchmischung zu erreichen, die mit hoher Wohnqualität einhergeht, ein Wohnangebot zu entwickeln, das den Bedürfnissen der an- sässigen und der neu hinzuziehenden Bevölkerung Rechnung trägt, sowie ein Quartier mit einer eigenen Identität zu schaffen, das dennoch behutsam das bestehende Siedlungsgefüge ergänzt. Das ist eine Aufgabe, die nur in regionaler Kooperation gelöst werden kann. Insgesamt ist die Neuentwicklung von Quartieren vielschichtig und komplex. Sie verlangt nach interdisziplinären Lösungsansätzen und Konzepten, die offen und anpassungsfähig sind, auch für zukünftige Anforderungen. Einführung Einführung Aufgabenstellung Der NRW.BANK.Studierendenwettbewerb greift die Thematik der Neuentwicklung von Quartieren auf. Studierende der Fachrichtungen Architektur, Städtebau oder Landschafts- planung waren aufgefordert, ihre Ideen zu lebenswerten Quartieren in einem städte­ baulichen Entwurf zu konkretisieren. Ziel waren modellhafte und visionäre Konzepte für zukünftige Flächenausweisungen in den Regionen, die auf der Ebene des Quartiers mög- liche Handlungs-, Lösungs- und Entwicklungsansätze aufzeigen. Dazu standen sechs Flächen in Umlandkommunen der wachsenden Städte Düsseldorf, Münster und Bielefeld als Entwurfsgebiete zur Auswahl. Die Regionen charakterisieren ganz unterschiedliche Wachstumstypen und weisen verschiedene Ausgangssituationen auf: Die Region Düsseldorf steht für den Typ „stark wachsende, stark verdichtete Agglomeration“, die Region Münster für den Typ „Kernstadt in eher ländlich geprägtem Umfeld“ und die Region Bielefeld steht stellvertretend für eine Region mit mehreren städtischen Wachs- tumskernen. Ausgehend von den Potenzialen und Ressourcen der Entwurfsgebiete und ihrer Um­ gebung war es Aufgabe der Studierenden, eine nachhaltige Gesamtlösung zu entwickeln und diese mit Bildern zu unterlegen. Die Aufgabenstellung forderte zudem einen sensiblen Umgang mit den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bewohner und anderer Nutzer des Quartiers. Gefragt waren sorgfältige Überlegungen zu einer standortange- passten Dichte und einer Maßstäblichkeit der Baukörper im Gesamtkontext. Gleichzeitig sollten wohnungs- und quartiersbezogene Freiräume sowie ausgewählte Dienstleistungs­ angebote die lebendige Entwicklung des Quartiers unterstützen. Besonderes Augenmerk war zudem auf intelligente Mobilitätskonzepte zu legen, die dafür sorgen, dass die um­ liegenden Siedlungsstrukturen sowie die jeweilige Kernstadt optimal miteinander ver- netzt sind. Gefordert war folglich ein Entwurf an der Schnittstelle von Stadt, Freiraum und Architektur, der zeigt, wie die unterschiedlichen Anforderungen an Wohnraum von Kernstadt und Nachbarkommune vereint werden können, sodass sowohl die regionalen Zentren als auch die unmittelbar angrenzenden Kommunen profitieren.

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