Wohnungsmarktbericht NRW 2017

Wohnungsmarktbericht NRW 2017  9 Entwicklung der Wohnungsnachfrage 8 Wohnungsmarktbericht NRW 2017 Entwicklung der Wohnungsnachfrage 1.1 Bevölkerungsentwicklung 1 Das Statistische Bundesamt und IT.NRW teilten mit, dass die Einwohner- statistik zum Stichtag 31. Dezember 2016 wegen der Umstellung der laufenden Bevölkerungsstatistiken auf ein neues Aufbereitungs- verfahren voraussichtlich erst Anfang 2018 veröffentlicht wird. 2 Statistisches Bundesamt (DESTATIS): Bevölkerung in Deutschland voraussichtlich auf 82,8 Millionen gestiegen. Pressemitteilung 33/17 vom 27. Januar 2017. 3 In Ableitung der Bundesschätzung für 2016 und unter Zugrundelegung des Landesanteils an den grenzüberschreitenden Wanderungen der Jahre 2014–2015 (20–24%) wäre für NRW ein Wanderungsgewinn von 125.000 bis 145.000 Personen zu erwarten. Daten von IT.NRW zum 30. Juni 2016 (Pressemitteilung 266/17) gehen dagegen lediglich von einem Wanderungsgewinn von 36.300 (bzw. wenn man bis zum Jahresende einen ähnlichen Zuzug unterstellt: 72.600) Personen und einem Nettozuwachs von 10.300 (20.600) Einwohnern aus. 4 Städtenetzwerk „Forum kommunale Wohnungsmarktbeobachtung“ (www.komwob.de ). Die Städte führen eigene Bevölkerungsstatistiken und müssen deshalb nicht auf die Zahlen der Landesbehörden warten. Insgesamt elf Städte (darunter acht kreisfreie Großstädte) konnten Daten zur Bevölkerungsentwicklung im Jahr 2016, zum Teil 2017 zur Verfügung stellen. Aufgrund der unterschiedlichen Auswertungs- raster war kein systematischer Vergleich, durchaus aber Tendenzaus- sagen möglich. Neben dem Zuzug aus dem Ausland ist der Zuzug aus Nordrhein-Westfalen weiter stark. Die meisten Statistiken lassen aber nicht erkennen, inwieweit es sich bei den Binnenwanderungen um Umverteilungen von Flüchtlingshaushalten innerhalb des Lands handelt. 5 IW Köln: Bevölkerungsentwicklung in den deutschen Bundesländern bis 2035. In: IW-Trends 3.2017, Seite 63–80. 6 Zahl der über 65-Jährigen im Verhältnis zur erwerbsfähigen Bevölkerung (15–65 Jahre). Zuwanderung aus dem Ausland, verstärkter Zuzug in die Großstädte, aber auch Alterung prägten die Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahre Die Bevölkerungsentwicklung Nordrhein-Westfalens ist geprägt von einem alterungsbedingten Geburtendefizit. Seit 2010/2011 wird das durch Zuwanderungsgewinne aus dem Ausland jedoch mehr als ausgeglichen. Die wichtigsten Herkunftsgebiete waren die süd- und ost­ europäischen EU-Staaten, deren Arbeitsmärkte am stärksten unter der Wirtschaftskrise gelitten hatten. Im Jahr 2015 sorgte dann der Zuzug von Flüchtlingen und anderen Asylsuchenden für das stärkste Bevölkerungs- wachstum seit den 1950er-Jahren. Zusätzlich bewirken innerhalb des Landes Umzüge aus strukturschwächeren, ländlich geprägten Räumen eine Bevölkerungsverschie- bung in Richtung der Großstädte und wirtschaftlich starken Kreise. Für die Einschätzung der weiteren Wohnungsmarkt­ entwicklung ist es wichtig zu wissen, inwiefern sich die verschiedenen Wanderungsprozesse auch im Jahr 2016 fortgesetzt haben. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich diese Frage jedoch nicht sicher beantworten, da sich die Bereitstellung der amtlichen Bevölkerungsdaten bis ins Jahr 2018 verzögert. 1 Verschiedene Indikatoren legen jedoch nahe, dass der Zuzug aus dem Ausland auch im Jahr 2016 hoch geblieben ist, allerdings eher auf dem Niveau der Jahre 2013/2014. Im Folgenden werden die verfügbaren Daten skizzenhaft dargestellt. Flüchtlingszuzug seit erstem Quartal 2016 rückläufig, … So zeigt ein Blick auf die aktuellen Daten aus dem EASY- System, mit dem Flüchtlinge und andere Asylsuchende registriert und auf die Bundesländer verteilt werden: Der starke Zuzug, der die Bevölkerungsentwicklung seit Sommer 2015 geprägt hat, scheint seit Ende des ersten Quartals 2016 bis auf Weiteres beendet (Abb. 1.1.1). Mit monatlich 2.800 Personen (Mittelwert Jan.–Sep. 2017) liegt der Zuzug wieder auf dem niedrigen Niveau der Vorjahre. Die bedeutendsten Herkunftsländer sind nach wie vor die Bürgerkriegsländer Syrien (2017: 21%) und Irak (12%). … wird aber erst peu à peu wohnungs- marktrelevant Zwei Einschränkungen sind jedoch zu machen: Zum einen bewirkt der verfahrensbedingte Zeitverzug, dass viele Flüchtlinge erst mit Verzögerung in den kommu- nalen Melderegistern erfasst werden. Als Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt treten sie ohnehin erst nach und nach in Erscheinung, wenn sie die Sammelunter- künfte verlassen (Kap. 2.4). Zum anderen sind Personen, die im Rahmen des Familien- nachzugs zuziehen, in den dargestellten EASY-Zahlen gar nicht enthalten. Wie sich der Familiennachzug nach Nordrhein-Westfalen entwickelt, ist derzeit nicht abseh- bar (bis Redaktionsschluss gab es dazu weder aktuelle Zahlen noch Prognosen). Anerkannte Asylberechtigte und Bürgerkriegsflüchtlinge dürfen ihre engsten Familien- angehörigen nachholen. Für subsidiär Schutzberech- tigte allerdings (das ist nach heutiger Anerkennungs­ praxis ein Großteil der Syrer und Iraker) hat die Bundesregierung den Familiennachzug bis März 2018 ausgesetzt. Ob diese Nachzugssperre verlängert wird, wird derzeit politisch diskutiert. Zuwachs im Jahr 2016 wahrscheinlich, aber Dimensionen bleiben unklar Ob durch Flüchtlingszuzug oder Arbeitsmigration aus der EU – in einer Schätzung 2 geht das Statistische Bundesamt davon aus, dass die Bundesrepublik im Jahr 2016 ähnlich starke Wanderungsgewinne verbuchen konnte wie 2014 (im Saldo +750.000 Personen) und damit auf 82,8 Millionen Einwohner gewachsen ist. Für Nordrhein-Westfalen geht IT.NRW von einem deutlich niedrigeren Zuzug aus, der eher mit dem Niveau von 2013 vergleichbar wäre. 3 Ergänzend hat die NRW.BANK bei Mitgliedsstädten des „Forum KomWoB“ kommunale Daten zur Bevölkerungsentwicklung abgefragt 4 . Danach sind alle befragten Städte – darunter auch altindustriell geprägte – im Jahr 2016 erneut deutlich gewachsen. Die kommunalen Wanderungsdaten zeigen weiterhin starke Zuzüge aus dem Ausland, zum Teil auch aus dem Inland – möglicherweise auch ein Effekt der Umver­ teilung von Flüchtlingen innerhalb des Landes. Aktuelle Prognosen zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung Eine Aktualisierung der letzten amtlichen Bevölkerungs- prognose (2014–2040/2060)) hat IT.NRW in Aussicht gestellt, sobald Bevölkerungsdaten für 2016 und gege- benenfalls auch 2017 vorliegen. Die einzige aktuellere Prognose für NRW hat im Herbst 2016 das Institut der 110.000 100.000 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 Abb. 1.1.1: Entwicklung des Zuzugs von Flüchtlingen und anderen Asylsuchenden nach Nordrhein-Westfalen (ohne Familiennachzug) I/15 II/15 III/15 IV/15 I/16 II/16 III/16 IV/16 I/17 II/17 III/17 Daten: Bezirksregierung Arnsberg (Monatszahlen EASY-System) NRW.BANK 2017 Personen Wirtschaft (IW) veröffentlicht. 5 Sie setzt auf dem Bevöl- kerungsstand von Ende 2015 auf und berücksichtigt somit den größten Teil des Flüchtlingszuzugs. Deshalb kommt die Prognose gegenüber der letzten IT.NRW- Prognose auch zu deutlich höheren Bevölkerungszahlen, folgt aber einem ähnlichen Kurvenverlauf (Abb. 1.1.2): Nordrhein-Westfalen würde danach bis zum Jahr 2025 einen Bevölkerungstand von 18,028 Millionen erreichen (+0,9%), der aufgrund der Alterung bis zum Jahr 2035 fast wieder auf das Ausgangsniveau zurückfallen würde (+0,5% auf 17,958 Millionen). In diesem Zeitraum steigt der Altenquotient 6 von 29 (2015) auf 46 Prozent (2035). Abb. 1.1.2: Zukünftige Bevölkerungsentwicklung in Nordrhein-Westfalen nach Einschätzung verschiedener Prognosen 19,0 18,5 18,0 17,5 17,0 16,5 0 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 Daten: IT.NRW (Sozialleistungsstatistik) NRW.BANK 2017 Mio. Personen Prognose IW 2016–2035 Vorausberechnung IT.NRW 2011–2030 tatsächliche Entwicklung inkl. Korrektur durch Zensus 2011 Vorausberechnung IT.NRW 2014–2040/2060 Für die Wohnungsnachfrage maßgeblich ist allerdings nicht die Einwohner-, sondern die Haushaltezahl. Auch hier gibt es noch keine aktuellen Daten. Für die Zukunft geht die letzte Haushaltemodellrechnung 2015–2040 von IT.NRW (s. Anhang) davon aus, dass die Haushalte- zahl (aufgrund des anhaltenden Trends zu kleineren Haushalten, s. Kap. 1.3) anders als die Einwohnerzahl auch weit über das Jahr 2025 hinaus noch zunimmt.

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