Wohnungsmarktbericht NRW 2017

Wohnungsmarktbericht NRW 2017  11 Entwicklung der Wohnungsnachfrage 10 Wohnungsmarktbericht NRW 2017 Entwicklung der Wohnungsnachfrage 1.2 Faktoren der Bevölkerungsentwicklung in den Kommunen Wanderungsdynamiken zeigen eine starke regionale Differenzierung Da die demografische Entwicklung der Regionen in starkem Maß von der Zuwanderung abhängt, sind sämtliche Prognosen mit hohen Unsicherheiten behaftet. Die Kommunen können die Unsicherheit etwas eingren- zen, indem sie die einzelnen Komponenten der Bevölke- rungsentwicklung kontinuierlich beobachten. Neben der Geburten-Sterbe-Bilanz sind das – wie bereits dar- gestellt – die einzelnen Wanderungsströme. Innerhalb der Landesgrenzen sind die Binnenwande- rungen ein wesentlicher Bestandteil der Bevölkerungs- entwicklung. In den vergangenen Jahren war vor allem ein wachsender Zuzug in die Großstädte zu beobachten. Besonders attraktive Ziele sind mittlere Groß- beziehungs- weise Universitätsstädte wie Münster oder Paderborn, die in den vergangenen zehn Jahren in erster Linie durch den Zuzug aus Nordrhein-Westfalen wuchsen. Infolge wegziehender Absolventen verzeichnen sie oft leichte Verluste gegenüber dem übrigen Deutschland. Zuzug aus dem Ausland schon vor dem Flüchtlingszuzug wichtigster Faktor in den meisten Großstädten, aber auch in einigen Kreisen In der Landessumme dagegen war vor dem Flüchtlings- zuzug der Zuzug aus dem EU-Ausland die wichtigste demografische Komponente. Er verteilte sich regional sehr unterschiedlich: Schwerpunkte waren – abgesehen von den Grenzkreisen Borken und Kleve – vor allem der Verdichtungsraum Rhein-Ruhr, die Universitätsstädte sowie die wirtschaftsstarken Mittelstandskreise im vorderen Ostwestfalen sowie zum Teil im Sauerland (Abb. 1.2.1). Die weitere demografische Entwicklung dieser Regionen ist also eng mit dem Auslandszuzug verknüpft – jedoch in unterschiedlichem Maß. Einige Großstädte gewinnen bei allen Wanderungskomponenten Das zeigt zum Beispiel eine Gegenüberstellung der Nach- barstädte Duisburg und Düsseldorf, die zwei Extreme verkörpern: Die Landeshauptstadt Düsseldorf (Abb. 1.2.2a) gewinnt in allen Wanderungsbeziehungen: Bis 2010 profitierte sie vor allem vom Zuzug aus Nordrhein-Westfalen und dem übrigen Deutschland. Seither ist der Zuzug aus dem Ausland stark gestiegen, verstärkte aber nur den ohnehin vorhandenen Trend. Der Zuzug junger Menschen führte inzwischen sogar zu leichten Geburten- überschüssen. Allerdings sind die Binnenwanderungs- gewinne zuletzt zurückgegangen. Das dürfte wie bei anderen Schwarmstädten auch eine Folge der rapide gestiegenen Wohnkosten sein, die für viele nicht mehr erschwinglich sind. Viele altindustriell geprägte Großstädte wachsen nur aus dem Ausland Duisburg dagegen hat seit Jahren ein Geburtendefizit und verliert Einwohner an das übrige Nordrhein-Westfa- len; der Saldo mit dem übrigen Deutschland ist in etwa ausgeglichen (Abb. 1.2.2b). Einziger Wachstumsfaktor ist der Zuzug aus dem Ausland, der in den vergangenen Jahren stark genug war, um die übrigen Verluste zu kompensieren. Geht dieser zurück, wird Duisburg wieder schrumpfen. Ähnlich geht es anderen altindustriell geprägten Städten im Ruhrgebiet und im Bergischen Städtedreieck. Ausnahmen bilden Dortmund und Essen: Beide verzeichneten in den vergangenen Jahren auch Wanderungsgewinne aus dem übrigen Nordrhein-West- falen. Dagegen reicht in vielen kleineren altindustriellen Städten, etwa Werdohl im Märkischen Kreis (Abb. 1.2.2d), auch der aktuelle Zuzug aus dem Ausland kaum aus, um die Verluste bei den anderen demografischen Faktoren zu kompensieren. Abb. 1.2.1: Anteil der internationalen Migration an den Zuzügen 2011–2014 (vor dem Flüchtlingszuzug) Daten: IT.NRW (Wanderungsstatistik) NRW.BANK 2017 d) Werdohl (Märkischer Kreis) Abb. 1.2.2: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung in unterschiedlichen Städten und Regionen a) Düsseldorf 15.000 10.000 5.000 0 –5.000 –10.000 400 300 200 100 0 –100 –200 –300 –400 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Daten: IT.NRW (Statistik der Bevölkerungsbewegungen) NRW.BANK 2017 Wanderungssaldo übriges NRW Wanderungssaldo übriges Deutschland Wanderungssaldo Ausland Saldo Geburten/Sterbefälle Gesamtsaldo Wanderungssaldo übriges NRW Wanderungssaldo übriges Deutschland Wanderungssaldo Ausland Saldo Geburten/Sterbefälle Gesamtsaldo Personen Personen c) Düsseldorfer Umland (Gemeinden der Kreise NE, ME, VIE) 20.000 15.000 10.000 5.000 0 –5.000 –10.000 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Wanderungssaldo übriges NRW Wanderungssaldo übriges Deutschland Wanderungssaldo Ausland Saldo Geburten/Sterbefälle Gesamtsaldo Personen b) Duisburg 15.000 10.000 5.000 0 –5.000 –10.000 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Wanderungssaldo übriges NRW Wanderungssaldo übriges Deutschland Wanderungssaldo Ausland Saldo Geburten/Sterbefälle Gesamtsaldo Personen bis 10% (63) bis 15% (134) bis 20% (83) bis 25% (48) über 25% (68) NRW: 19%

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