Wohnungsmarktbericht NRW 2017

Entwicklung der Wohnungsnachfrage 1. Entwicklung der Wohnungsnachfrage Wohnungsmarktbericht NRW 2017  7 6 Wohnungsmarktbericht NRW 2017 Entwicklung der Wohnungsnachfrage Zusammenfassung Auch wenn bis Redaktionsschluss noch keine aktuellen Bevölkerungsstatistiken verfügbar waren – zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass der Zuzug von außen das Geburtendefizit ausgleichen konnte und Nordrhein-Westfalen auch im Jahr 2016 weiter gewachsen ist. Die Zuwanderung aus dem Ausland dürfte in etwa auf dem Niveau der Jahre 2013/2014 gelegen haben. Der Zuzug aus der EU, insbesondere aus Ost-, Süd- und Südosteuropa, sowie die Binnen- wanderung jüngerer Haushalte in die wirtschaftsstarken Großstädte und Kreise lag, soweit erkennbar, auf ähnlich hohem Niveau wie in den Vorjahren. Der große Flüchtlingszuzug, der die Bevölkerungs- entwicklung seit Sommer 2015 geprägt hat, ist seit dem ersten Halbjahr 2016 beendet. Doch als Wohnungsnachfrager wurden die Flüchtlinge erst im Lauf der Jahre 2016 und 2017 wirklich relevant, seit sie allmählich aus Wohnheimen und Sammelunterkünften auf den regulären Wohnungsmarkt wechseln können. Die wenigen Daten, die dazu vorliegen, legen nahe, dass sich die Flüchtlinge aufgrund der Wohnsitzauflage gleichmäßiger im Land verteilen als die übrigen Zuwanderer. Die einzelnen demografischen Faktoren sind in den Regionen aber von unterschiedlicher Bedeutung. Nur in den dynamischsten Metropolen und Kreisen basiert das Wachstum auf mehreren Wanderungsströmen. In vielen anderen Regionen entscheiden einzelne Faktoren wie der Zuzug aus dem Ausland oder aus einer benachbarten Großstadt über Wachstum oder Schrumpfung. Die lang­ fristige Perspektive ist dort deutlich unsicherer. Eine vorausschauende kommunale Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik muss die Entwicklung dieser örtlichen Migrationsmuster deshalb genau im Auge behalten. Ähnliches gilt für die Entwicklung der Haushalte- und Familienstrukturen. Der langfristige Trend zur Zunahme Alleinlebender und kinderloser Paare – darunter viele Senioren – hält weiter an, ebenso der Rückgang der Familien mit Kindern. Allerdings hat der Zuzug von Flüchtlingen und aus dem EU-Ausland diese Entwicklung etwas gebremst, wenn auch nicht grundsätzlich verändert. Daraus folgt eine weiter zunehmende Nachfrage nach kleineren und altersgerechten Wohnungen und – mit Ausnahme der wachstumsstärksten Regionen – ein sinkender Bedarf an Einfamilien­ häusern. Neben den demografischen Faktoren treibt die positive Entwicklung von Wirtschafts- und Arbeits- markt die Wohnungsnachfrage weiter an. Die Erwerbstätigen- und Beschäftigtenzahlen wachsen, die Arbeitslosigkeit geht zurück. Infolge des Strukturwandels bleibt allerdings ein hoher Anteil von Langzeitarbeitslosen, die von der Arbeitsmarktentwicklung weniger profitieren. Das zeigt sich auch an der Zahl der Transferleistungsbezieher, die erneut zugenommen hat. Unter den Haushalten, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind, befinden sich überproportional viele Alleinlebende, aber auch große Haushalte und Familien. Die Wohnungsnachfrage nimmt weiter zu, verändert aber auch ihre Struktur. Kommunen und Investoren müssen Neubau und Bestands­ investitionen gemeinsam so steuern, dass lebendige Quartiere mit ausreichend Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen entstehen.

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