Wohnungsmarktbericht NRW 2017

Wohnungsmarktbericht NRW 2017  15 Entwicklung der Wohnungsnachfrage 14 Wohnungsmarktbericht NRW 2017 Entwicklung der Wohnungsnachfrage 1.3 Qualitative Aspekte der Wohnungsnachfrage – Entwicklung der Haushalts- und Familientypen Trend zu mehr Alleinlebenden und weniger Familien kurzfristig abgeschwächt Aktuelle Daten zur Entwicklung der Haushaltszahlen im Jahr 2016 liegen aus dem Mikrozensus vor. Insbesondere bei den Haushaltsgrößen- und Familienstrukturen fallen einige bemerkenswerte Veränderungen gegenüber den langjährigen Trends auf (Abb. 1.3.1): Zum einen hat sich die langjährige und auch für die Zukunft prognostizierte Zunahme der Alleinlebendenzahl zuletzt abgeschwächt. Zum anderen lag die Zahl der Familien mit Kindern, die seit Jahren rückläufig war, im Jahr 2016 sogar etwas höher als im Vorjahr. Wahrscheinlich sind diese Veränderungen in erster Linie methodisch bedingt: Dem Statistischen Bundesamt zufolge haben neue Erhebungsverfahren dazu geführt, dass im Mikrozensus 2016 Neubaugebiete besser erfasst und somit bundesweit mehr Familien befragt wurden. 11 Doch möglicherweise spiegeln die Daten zumindest zum Teil auch reale Veränderungen wider: Zum einen ist es angesichts der Wohnungsmarktlage durchaus plausibel, dass ein Auszug aus dem Elternhaus oder nach Trennungen sich zuletzt nicht mehr so einfach umsetzen lässt und sich so die Bildung neuer kleiner Haushalte verlangsamt (Kap. 2.3). Zum anderen könnte es ins­ besondere durch den Flüchtlingszuzug zu Struktur­ veränderungen gekommen sein 11 . Die Ergebnisse von 2016 sind daher zunächst vorsichtig zu bewerten. Klarheit werden erst die Daten der Befra- gung von 2017 bringen. Nach Einschätzung des Statisti- schen Bundesamts 11 stellen die aktuellen Veränderungen die langfristigen Trends aber keinesfalls infrage. Der Bedarf an Wohnungstypen, die auf klassische Familien zugeschnitten sind, nimmt tendenziell ab, wogegen mehr kleine Wohnungen benötigt werden. Abb. 1.3.1: Entwicklung der Familientypen in Nordrhein-Westfalen 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2007–2016) NRW.BANK 2017 Tsd. Familien/Haushalte Paare ohne Kinder (inkl. Empty Nester) Alleinlebende darunter Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren darunter Familien mit Kindern unter 18 Jahren Familien mit Kindern (gesamt) Abb. 1.3.2: Entwicklung der Familientypen in Düsseldorf (links) und im Kreis Steinfurt (rechts) 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Daten: IT.NRW (Mikrozensus 2007–2016) NRW.BANK 2017 Tsd. Familien/Haushalte Paare ohne Kinder (inkl. Empty Nester) Alleinlebende darunter Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren darunter Familien mit Kindern unter 18 Jahren Familien mit Kindern (gesamt) 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Tsd. Familien/Haushalte Paare ohne Kinder (inkl. Empty Nester) Alleinlebende darunter Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren darunter Familien mit Kindern unter 18 Jahren Familien mit Kindern (gesamt) 11 2016 wurde das Erhebungsverfahren so verändert (u. a. Stichproben- ziehung erstmals auf der Datenbasis des Zensus 2011), dass Neubau- gebiete besser berücksichtigt wurden als bisher. Weitere Besonder- heit der 2016er-Erhebung: Es können bereits Flüchtlingshaushalte enthalten sein, aber nur sofern sie in eigenen Wohnungen und nicht mehr in Sammelunterkünften wohnen, da im Mikrozensus nur Privat- haushalte befragt werden. Siehe dazu: Statistisches Bundesamt (2017): Hinweise zu methodischen Effekten in den Zeitreihen zur Haushalte- und Familienstatistik auf Basis des Mikrozensus (Online-Publikation), Seite 3 ff. Im langfristigen Trend (2006–2016) hat die Zahl der Familien mit minderjährigen Kindern nur in wachsenden Großstädten zugenommen, nämlich in Düsseldorf (+0,5 % p. a.), Köln (+0,2% p. a.), Münster (+3,7% p. a.) und Bielefeld (+1,2% p. a.). In vielen ländlichen Kreisen sind Familien aber immer noch prägend für die Bevölke- rungsstruktur. Im Kreis Steinfurt, einem der demografisch jüngsten Kreise, werden die Familien zwar im langjährigen Trend weniger, stellen aber immer noch den wichtigsten Haus- haltstyp. Hier war auch der Zuwachs junger Familien im Jahr 2016 besonders deutlich. Allerdings wird auch sichtbar, dass für ein Drittel der Haushalte die Familien- phase zu Ende geht, da die Kinder bereits volljährig sind. In Düsseldorf (Abb. 1.3.2) sind Alleinlebende längst der dominierende Haushaltstyp; zugleich bleibt aufgrund des Zuzugs die Zahl der Familien mit Kindern stabil. In absoluten Zahlen gibt es in Düsseldorf mehr Familien mit minderjährigen Kindern als im Kreis Steinfurt.

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